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Luxus wie ein Schnellrestaurant
Die Suche nach Geheimtipps, „off the beaten track experiences“, authentischen Begegnungen und einem Strand, Sonnenuntergang und Sternenhimmel „ganz für sich alleine“ steht heutzutage voll im Trend. Ein neuer Luxus, der sich beschreiben lässt, durch einen Moment der Besinnlichkeit und Ruhe, die Zeit für selbst und des Innehaltens, um die Schönheit der Natur in sich aufzunehmen, ohne dabei auf einen gewissen Komfort verzichten zu müssen.
Kein Wunder, werden die Urlaubsgebiete im Indischen Ozeans, der Karibik, des Mittelmeers oder der Südsee doch immer mehr zugebaut. Modernere und größere Flughäfen, mehr Hotels und bessere Infrastruktur, führen zu mehr Touristen, Restaurants und Angebot – mit allem was dazu gehört.
In Sansibar angekommen, erwartet mich der freundliche Kofferträger des Flughafens. Schon beim Aufladen des Gepäcks wird sich versichert, ob ich denn auch bereits über Bargeld verfüge und mit einem Trinkgeld einverstanden bin.
Die Gehälter auf der Insel liegen zwischen 50 und 150 EUR im Monat, während die Lebensunterhaltungskosten, nicht zuletzt durch die Touristen, ständig steigen und es für die Bewohner immer schwieriger wird die Familie vernünftig zu ernähren, erzählt anschließend mein Fahrer Mussa. „Ein jeder Chef weiß ganz genau, dass der Tourist an Trinkgeld gewöhnt ist und das Personal entsprechend mitfinanziert.“
Ich erreiche Nungwi, die Region mit dem schönsten Sandstrand Sansibars im Nordwesten der Insel. Der Blick vom Hotel erinnert an das Motiv einer Postkarte. Schneeweißer, langer Sandstrand und sanftes türkisblaues Meer. Die Sonne bringt den Ozean zum Glitzern. Afrikanische Dhow Boote segeln am Horizont.
Schnell stelle ich dann aber fest, dass das Erlebnis dieser schönen Eindrücke nicht besonders exklusiv zu genießen ist. Die meisten Hotelanlagen sind groß und eng aneinandergebaut, die Strände für die zahlreichen Verkäufer von Kokosnüssen und Sonnenbrillen frei zugänglich.
Es ist keinem der Strandgäste möglich, eine Strecke von mehr als 50 Metern zurückzulegen, ohne in ein Verkaufsgespräch verwickelt zu werden. Auf der Liege stellt man sich am besten schlafend, wenn die Verkäufer vorbeiziehen, jede Regung könnte Hunger oder das Bedürfnis nach einer Sonnenbrille suggerieren.
Als Massai verkleidete Sansibarer bieten Ausflüge, gemeinsame Fotos oder ihre oft zweifelhaften Dienste als Reiseleiter an – man kann es ihnen nicht verübeln.
In den Hotels gibt es an jedem Fleckchen, von Strandbar über die Restaurants bis hin zu den Zimmern WLAN, damit jeder Moment eingefangen und in Echtzeit an Freunde und Familie weiterkommuniziert werden kann. Den Moment selbst lebt und genießt hier – einschließlich mir – keiner. Die Sonne erscheint zum Sonnenuntergang, wie ein Superstar am Horizont, der endlich auf die Bühne kommt und von gezückten Handys empfangen wird, bevor sie dann im Wasser verschwindet.
Am Abend wird dann fein diniert, zu den Klängen eines Bob Marley Doubles. Was auf Jamaica funktioniert, kommt auch auf Sansibar wunderbar an.
Fährt man durch die Straßen der Dörfer rundum das Hotel winken an jeder Ecke kleine Kinder mit ihrem freundlichsten Lächeln am Straßenrand, vom Touristen oft belohnt durch ein paar USD oder Süßigkeiten. Alles nur für das Gefühl etwas Gutes getan und die Einwohner unterstützt zu haben.
Die Inselbewohner haben schnell verstanden, dass sie durch ein nettes Lächeln auf der Straße, einem Massai Kostüm und einem Repertoire an Made in China Sonnenbrillen mehr verdienen können, als das Jobangebot auf der Insel hergibt. Irgendwann werden die Bewohner dann aber älter oder der Tourismus auf der Insel geht durch verschiedene Gründe zurück. Dann wird im schlimmsten Fall auf verheerende Weise klar, dass ihnen durch fehlende Schul- und Ausbildung das Winken und Verkleiden nicht mehr nützt, um ihren Unterhalt zu erwirtschaften und die Familie zu unterstützen.
Das diese Art von Tourismus für die Insel nicht besonders nachhaltig ist, ist auch an den immer noch holprigen Straßen außerhalb der Hotelanlagen zu erkennen. Dem Touristen ist allerdings nicht zu verübeln, dass er sich mit diesem Problem während „der schönsten Zeit des Jahres“ nicht in der Tiefe auseinandersetzt. Genauso wenig können wir vom Inselbewohner erwarten, dass er den schnellen Dollar verschmäht und eine langfristig gesehen nachhaltige und möglichst risikoarme Beschäftigung anstrebt. Falls diese überhaupt vorhanden ist. Willkommen in der vom Tourismus geschaffenen Abhängigkeit.
Zum Konsumieren von Sonne, Strand und Meer ist Sansibar eine ausgezeichnete Insel. Immer mehr sehr schöne und luxuriöse Resorts und Villenanlagen schmücken die Küste. Das Essen ist gut, der Fisch fangfrisch an jedem Tag. Dieser Ort schreit nach einem entspannten Ausklang nach einer anstrengenden Safari oder einem reinen Erholungsurlaub.
Einsame Strandspaziergänge, eine unberührte Unterwasserwelt und das Land und seine Menschen „wie sie wirklich sind“ wird man allerdings nicht erleben. Sollte man dazu ein nachhaltiges Interesse verfolgen die Region zu unterstützen und seine Schönheit zu erhalten, stößt man schnell an seine Grenzen und ein Geheimtipp ist die Insel gewiss nicht mehr.
Nach meinen Tagen auf Sansibar und dem Konsum von Sonne, Strand und Meer, den ich dringend nötig hatte, fühlt es sich für mich ein bisschen an, wie in einem Drive-In Restaurant. Du kennst die Speisekarte, weißt um die Qualität und wirst keine negativen Überraschungen erfahren. Deine Bedürfnisse werden befriedigt, besonders nachhaltig ist das Erlebnis aber für gewöhnlich nicht.
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